Inhaltsangabe
Viele Menschen sagen „also“ halt einfach so. Irgendwie. Und das ist natürlich nicht so gut. Es wirkt nämlich nicht ganz so kompetent, wenn man quasi ständig, sozusagen häufig diese Wörter nutzt und vielleicht kann man das ja irgendwie vermeiden.
Tja, in diesem Satz stecken mehr als 100 komische Wörter. Man kann sie Füllwörter nennen. Man kann sie aber auch Müllwörter nennen. Wörter, die niemand braucht und Wörter, die wir nicht loslassen können. Es sollte unser Ziel sein, diese Füllwörter zu vermeiden. Aber wie kann man das schaffen?
Sind Füllwörter und Müllwörter wirklich so schlimm?
In Wirklichkeit sind sie gar nicht so schlimm. Ein paar Füllwörter fallen während einer fünfminütigen Präsentation nicht großartig auf.
Anders ist es bei Nervosität, beispielsweise in einer Verhandlung oder wenn wir vor einer Führungskraft sitzen und vielleicht auf das Thema Gehaltsverhandlung zu sprechen kommen; oder auch beim Präsentieren vor vielen Menschen. Hier sollten wir einen Weg finden, um sie zu vermeiden. Natürlich gibt es hierfür keine mathematisch exakte Zahl, es ist immer reine Gefühlssache. Aber je weniger Füllwörter wir nutzen, desto professioneller wirken wir auf unseren Gesprächspartner.
Hinweis: Möchtest Du mehr darüber erfahren, wie Du Füllwörter loswerden kannst, dann schaue Dir die Video-Lektion „Keine ‚Ähms‘ mehr beim Reden!“ aus dem Online-Kurs „Rhetorik: Selbstbewusst kommunizieren und überzeugen“ an:
Warum sind Füllwörter so lästig und hinderlich für das Überzeugen im Alltag?
Und die Antwort darauf gibt der Begriff Ohnmacht. Wenn wir Wörter wie „eigentlich, gewissermaßen, ein bisschen, sozusagen, vielleicht“ verwenden, dann sind wir ohnmächtig – ohnmächtig im Sinne einer fehlenden Kompetenz. Wir wissen nicht genau, ob etwas stimmt, wir sind uns nicht sicher, ob etwas stimmt, obwohl wir darüber sprechen. Und das wirkt auf unseren Gesprächspartner natürlich nicht kompetent.
Unsere Glaubwürdigkeit haben wir selbst unterminiert. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Lösung ein ständiges Eigenlob ist. Es geht nicht darum, dass wir übermächtig im Gespräch erscheinen, aber eben auch nicht ohnmächtig. Wenn wir also nicht wollen, dass wir unsere eigene Kompetenz durch diese Weichmacher abwerten, dann müssen wir auf sie verzichten!
Was kann man tun, um konkret gegen die Müllwörter vorzugehen?
Das Einfachste ist, wenn Du Dich selbst zwei Minuten auf Deinem Smartphone beim Sprechen aufnimmst und diese Aufnahme, bewaffnet mit einem Bleistift und einem Stück Papier, analytisch anhörst. Finde Deine Füllwörter und notiere sie. Diese Audio-Aufnahme ist sehr unbarmherzig! Das bedeutet also, es könnte sein, dass Du Dir gar nicht bewusst bist, welche Füllwörter Du nutzt. Ein ähnliches Resultat hatte ich auch bei einem Coaching, was ich letzte Woche in Spanien gegeben habe.
Es gab Teilnehmer, die haben es tatsächlich auf über 30 dieser Füllwörter geschafft! Dieser Wert ist nicht tolerabel. Wenn Du also das Gefühl hast, ein Wort häufig zu verwenden, mache die gleiche Übung noch einmal und versuche diese Zahl herunterzubrechen – von 30 auf 25, von 25 auf 20, von 20 auf 15. Es geht nicht um Perfektion, denn Perfektion schafft Druck und Druck führt dazu, dass wir weitere Fehler machen.
Level 1: Sprich über etwas, dass Du weißt
Je schwerer das Thema, je mehr wir also nachdenken müssen, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese Füllwörter sich einschleichen. Level 1 ist über ein Thema zu sprechen, welches Du beherrschst. Du könntest zwei Minuten über den gestrigen Tag sprechen und dies aufzeichnen. Anschließend hörst Du Dir diese Audio-Aufnahme an und zählst einfach einmal, wie viele Müllwörter Du in diesen zwei Minuten gesagt hast. Das ist relativ einfach.
Level 2: Sprich über ein aktuelles Projekt
Wenn Du es etwas schwieriger haben möchtest, dann könntest Du über ein aktuelles Projekt im Job sprechen. Was steht gerade an, welcher Kunde, welches Projekt, welche Aufgaben, welche Schwierigkeiten und welche Herausforderungen.
Darüber zu sprechen ist in der Regel etwas schwieriger als über den eigenen Tag. Es können natürlich auch eigene Implikationen vom Chef, andere Meinungen von Kollegen, irgendwelche Konflikte und Streitigkeiten in diese Erzählung einfließen, um es plastischer, aber gleichzeitig auch schwieriger zu machen.
Level 3: Stelle Dir eine philosophische Frage
Da Du Dir sehr wahrscheinlich in letzter Zeit keine großen Gedanken über eine philosophische Frage gemacht hast, wird es umso schwieriger sein, sie in zwei Minuten mit möglichst wenigen Füllwörtern zu beantworten. Ein philosophisches Thema, was ich Dir gerne vorschlagen möchte und worüber Du sprechen könntest ist:
Die Bedeutung der Wissenschaft für den moralischen Fortschritt
Die inhaltliche Schwierigkeit führt dazu, dass man ja sozusagen quasi irgendwie dann doch eher keine Ahnung hat und gewissermaßen halt viele dieser Füllwörter benutzt. Das ist die Challenge, deren Level Du Dir selbst aussuchen kannst.
Wenn Dir Level 3 zu anspruchsvoll ist, könntest Du auch – und das habe ich mit den Klienten in Spanien gemacht – einfach die Zeitung aufschlagen und über den ersten Artikel sprechen, den Du siehst. Lies ihn kurz durch und sprich dann zwei Minuten darüber. Die Vorbereitungszeit ist relativ kurz, daher ist auch das keine leichte Aufgabe.
Die Analyse – eine sportliche Angelegenheit
Das Analysieren der zwei Minuten wird acht bis zehn Minuten dauern, da Du zwischendurch auf Pause klicken musst. Du schreibst einfach untereinander die Weichmacher auf und wie häufig Du sie verwendest hast. Schreibe die Wörter einmal auf und mache eine Strichliste, wenn sie öfter vorkommen. So entsteht ein kleines Ranking von Deinen beliebtesten oder vielleicht auch verhassten Füllwörtern!
Man kann es auch ganz sportlich angehen. Das heißt also, wenn Du beim ersten Mal eine Zahl x hattest und beim zweiten Mal weniger als diese Zahl x, dann ist die Übung doch schon einmal erfolgreich verlaufen! Übrigens manchmal passiert es auch, dass man sich beim zweiten Mal noch mehr Druck macht und der zweite Durchgang sogar mehr Füllwörter beinhaltet.
Doch auch das gehört zum Prozess. Immer dann, wenn wir etwas verändern oder verbessern wollen, haben wir erstmal einen Leistungsdruck und der führt zu Nervosität und Fehlern. Aber wenn wir die Übung dann wiederholen, wird es auf jeden Fall besser. Ich wünsche Dir einen erfolgreichen Tag mit möglichst wenig Füllwörtern!
Autor: Wladislaw Jachtchenko