Inhaltsangabe
Wenn ich Ihnen heute sage: Ihr Arbeitgeber plant weitreichende Veränderungen im Unternehmen. Was wenn Ihr Partner Ihnen gesteht, dass er seinen Job gekündigt hat, um sich selbstständig zu machen. Wie wäre darauf Ihre Reaktion? Verunsicherung, Angst, Schock? Das klingt alles nachvollziehbar, ist aber keinesfalls notwendig.
Studien zeigen, dass Menschen ganz unterschiedlich auf die Ankündigung von Change-Prozessen, also tiefgreifenden Veränderungen im Unternehmen, reagieren. Dabei bestimmt bei weitem nicht nur die individuelle Persönlichkeit und Einstellung, ob die Neuigkeiten optimistisch oder pessimistisch aufgenommen werden. Eine große Rolle spielt, wie Veränderungen kommuniziert werden.
Welchen Fehler machen die Meisten, wenn sie ihren Mitmenschen von Veränderungen berichten?
Veränderung bedeutet Ungewissheit. Das macht zunächst mal Angst. Und diese Angst ist nicht unberechtigt, schließlich geht jeder Veränderungsprozess durch Höhen und Tiefen. Viele Prozessverantwortlichen ignorieren diese Emotionen, anstatt mit ihnen aufmerksam umzugehen.
Hinweis: Schauen Sie sich für weitere tolle Einblicke in die Thematik „Change Management“ den Impulsvortrag von Wladislaw Jachtchenko zum Thema: „Change Management durch Divergenz“ an:
Stattdessen fordern sie: Vertrauen, Commitment, Lust auf Neues. Gemeinsam schaffen wir das. Vertraut mir nur. – Das sagt die Managerin, während sie ihr Unternehmen umkrempelt, genauso wie der Ehemann, der seinen Job hinschmeißt und „mal was Neues“ probieren will. Beide sind der egozentrischen Überzeugung: Solange ich die Kontrolle behalte, läuft alles gut.
Sowohl im Unternehmen, als auch in einer Beziehung, stellt sich das leider häufig als Fehlannahme heraus. Die Zuversicht der Mitarbeiter und des Partners mag anfangs noch da sein, verflüchtigt sich aber bald. In Momenten der Unsicherheit schwingt das Vertrauen dann schnell in Widerstand um. Dann heißt es: Du hast uns … versprochen. Jetzt sind wir hier. Du bist schuld. Aus Frustration und Enttäuschung heraus dann wieder neues Vertrauen zu schaffen, ist sehr schwer. Der gesamte Veränderungsprozess oder sogar die Beziehung können daran scheitern.
Also, welche Alternative gibt es zu blindem Vertrauen?
Geben Sie Menschen ein Gefühl von Kontrolle
Das Gefühl, Kontrolle zu haben, ist ein oft unterschätztes menschliches Grundbedürfnis und hat einen entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden. Was die Überzeugung der eigenen Kontrolle bewirken kann, zeigt folgende Studie vom Münchner Psychologieprofessor Dieter Frey:
Zwei Menschen wurden bei einem Unfall in einer vergleichbar schweren Weise verletzt. Im Krankenhaus werden beide Menschen gefragt, ob Sie glauben, mit dem eigenen Verhalten ihren Heilungsprozess beeinflussen zu können. Einer der beiden sagt: Meine Gesundheit liegt nicht in meinen Händen. Ich kann nur das Beste hoffen. Der andere hingegen meint: Ich weiß, was ich tun kann, um möglichst schnell gesund zu werden. Jetzt raten Sie mal, wer von beiden schneller gesund wurde. Natürlich der zweite Patient – der überzeugt davon war, Kontrolle über den Heilungsprozess zu haben. Dabei erhielten beide Patienten genau dieselben Reha-Maßnahmen.
Wichtig: Es spielt in erster Linie keine Rolle, ob ein Mensch tatsächlich Kontrolle hat. Allein die Überzeugung, Kontrolle zu haben, genügt, dass dieser Mensch optimistischer und motivierter ist und mit Rückschlägen besser umgehen kann. Dieses Gefühl gilt es in Veränderungsprozessen anzuregen.
Denn natürlich haben Sie Recht, wenn Sie anmerken: Veränderungsprozesse sind meist nicht zu 100% kontrollierbar. Vielleicht wollen Sie die Kontrolle auch gar nicht abgeben. Trotzdem können Sie Menschen das Gefühl geben, Kontrolle zu haben. Drei Botschaften sind wichtig:
Botschaft 1: Die Situation ist erklärbar
Solange ein Mensch ein Ereignis nicht nachvollziehen kann, wird es ihm immer bedrohlich und unkontrollierbar erscheinen. Wenn Sie also einen Menschen für sich gewinnen wollen, sorgen Sie für Transparenz und Klarheit. Selbst wenn eine Entscheidung für Sie bereits feststeht, nehmen Sie sich Zeit für die Perspektive Ihrer Mitmenschen. Präsentieren Sie Argumente aus deren Sichtweise und sorgen Sie für Verständnis.
Sagen wir, Sie wollen Ihrem Partner klar machen, dass Sie Ihren Job kündigen und ein neues Kapitel in Ihrem Leben aufschlagen wollen. Wahrscheinlich haben Sie persönlich 100 gute Gründe dafür, warum Sie einen Neuanfang brauchen. Aber solange Ihr Partner nicht nachvollziehen kann, warum Sie diese Entscheidung getroffen haben, wird er sich mit der Veränderung unwohl fühlen.
Unser Tipp: Konzentrieren Sie sich nicht nur auf Ihre eigene Sichtweise, sondern fragen Sie, was bei Ihrem Gegenüber ankommt. Forschen Sie immer wieder nach, ob Ihr Gegenüber Sie wirklich verstanden hat.
Botschaft 2: Die Konsequenzen sind vorhersagbar
Eine Kontrollwahrnehmung ist nur dann möglich, wenn die Zukunft ein Stück weit absehbar ist. Um einen anderen Menschen für Ihre Idee zu gewinnen, verdeutlichen Sie ihm – zumindest skizzenhaft – welche Konsequenzen Ihre Idee in der Zukunft für ihn haben wird. Teilen Sie Ihre eigenen Vorstellungen, Wünsche und Träume mit. So ermöglichen Sie es Ihrem Gegenüber, sich vorstellen, was Sie beabsichtigen und was ihn damit erwartet.
Wenn Sie mit Ihrem Partner über den Jobwechsel reden, legen Sie dar, was Ihrer Vorstellung nach passieren wird. Laden Sie Ihn ein, seine eigenen Vorstellungen zu nennen und Unsicherheiten anzusprechen. Auf diese Weise gestalten Sie eine gemeinsame Erwartung und einen Orientierungspunkt.
Beachten Sie: Ihre Entscheidung, zu kündigen, wird dabei noch gar nicht in Frage gestellt. Trotzdem hat Ihr Partner bereits den Eindruck, die Situation ein Stück weit zu kontrollieren.
Unser Tipp: Erzählen Sie. Legen Sie nicht nur Daten und Fakten auf den Tisch, sondern lassen Sie Ihr Gegenüber spüren, was Sie sich vorstellen. Präsentieren Sie die Zukunft als bunte, aufregende Geschichte.
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Botschaft 3: Das Ereignis ist beeinflussbar
Bis jetzt haben Sie Klarheit gestiftet. Das ist gut. Aber da geht noch mehr.
Ihr Gegenüber hatte noch zu keinem Zeitpunkt eine Möglichkeit, das Ereignis zu verändern oder zu verhindern. Geben Sie Ihrem Gegenüber einen Anteil and Ihrer Entscheidung. Denn nur dadurch hat der Andere das Gefühl, Verantwortung für den Veränderungsprozess zu tragen.
Keine Sorge: Da Ihrem Gegenüber die Situation bereits klar ist und er die Konsequenzen absehen kann, wird er Sie nicht so einfach hängen lassen. Er wird zu Ihrer Idee halten.
Folgendermaßen können Sie das Angebot gestalten: Fragen Sie nach der ehrlichen Meinung des Anderen. Geben Sie gleichzeitig die Möglichkeit, konkrete Veränderungsvorschläge zu nennen.
Die Wahrscheinlichkeit ist nun viel höher, dass Sie eine Zustimmung erhalten. Unter Umständen im Zusammenhang mit Veränderungsideen – was Ihnen aber nur zum Vorteil ist. So wird Ihre Idee zu einem gemeinsamen Projekt. Und Sie gewinnen einen überzeugten Unterstützer.
Unser Tipp: Laden Sie Ihr Gegenüber ein, Vorschläge zu bringen. Hören Sie zu und seien Sie offen. Dem Anderen Raum zum Mitdenken zu geben, ist der einfachste Weg, ihn für Ihre Sache zu gewinnen.
Möchten Sie intensiver ganzheitlich an Ihren Eigenschaften, Überzeugungen und Emotionen arbeiten und damit an Ihrer Persönlichkeit? Dann empfehlen wir Ihnen ein paar Video-Lektionen unseres Online-Kurses zur Persönlichkeitsentwicklung zu absolvieren!
Autor: Johannes Stark