Inhaltsangabe
Wie kann man wertende Wörter als Teil sprachlicher Manipulation erkennen und abwehren?
Gerade im Englischen ist das nicht so einfach. Wir können also das Denken und die Bewertung im Kopf mit wertenden Wörtern zielbewusst steuern und damit Zustimmung oder Ablehnung erzeugen. Natürlich können wir das – das können aber auch unsere Gesprächspartner!
Wertende Wörter: Euphemismen und Dysphemismen
Bereits Arthur Schopenhauer hat geschrieben, dass man zur Manipulation bestimmte Wörter nutzen sollte. Wenn sie die eigene Behauptung günstig umschreiben, sollte man „Euphemismen“ nehmen. Und wenn sie die Gegenseite mit möglichst gehässigen Begriffen bezeichnen sollen, dann sind das sogenannte „Dysphemismen“ .
Das heißt, wir können einen ganz neutralen Sachverhalt durch positive oder negative Adjektive und Nomen verändern. Schopenhauer selbst:
Man kann Protestant oder Ketzer schreiben
Das zweite Wort ist natürlich negativ besetzt, das erste positiv. Oder man kann sagen: in Gewahrsam bringen versus einsperren. Einsperren klingt negativ, in Gewahrsam bringen positiv. Man kann vom Fehltritt sprechen oder Ehebruch. Ehebruch klingt natürlich sehr brutal und negativ, Fehltritt ist eine Kleinigkeit, die mir da passiert ist. Oder die Geistlichkeit versus die Pfaffen, Einfluss versus Bestechung.
Die Liste ist endlos. Diese Wörter werten und bringen ganz bestimmte Emotionen hervor.
Manipulation im Alltag
Ein Meister der Worte, der Großmeister der dunklen Rhetorik, ist Donald Trump. Wenn man ihm auf Englisch zuhört, wenn er über sich selbst spricht, dann nutzt er natürlich die allerbesten Adjektive. Wenn er jedoch über politische Gegner spricht, dann nutzt er sehr negative Adjektive. Und kreiert damit sofort bestimmte Assoziationen und Gefühle.
Hinweis: Möchtest Du mehr über die Manipulationstricks von einem Manipulationsexperten wie Donald Trump erfahren? Dann schaue Dir die Video-Lektion „How Trump Manipulates People“ aus dem Online-Kurs „Tricks of Trump: His best Manipulation Techniques“ an:
Aber nicht nur der Präsident, sondern auch andere Menschen setzen Euphemismen und Dysphemismen ein – manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Darüber schreibe ich in meinen Buch „Dunkle Rhetorik„. Nicht alle Menschen manipulieren vorsätzlich und bewusst, sondern das ist in unserer Kultur und unserer Sprache bereits automatisch verankert.
Manipulation durch Wertung
Wenn uns jemand etwas verkaufen will, dann nutzt er positive Wörter. Mit verkaufen meine ich nicht unbedingt einen Staubsauger, sondern eine Idee. Dann sagt er so etwas wie „geniale Idee“, „fantastischer Vorschlag“ oder „eine sensationelle Sache“. Und wenn Du diese Wörter hörst, diese ganz starken, wertenden Worte „genial, fantastisch, sensationell„, dann würde ich Dir empfehlen, ein wenig auf der Hut zu sein und genau zu beobachten, was diese in Dir auslösen.
Ist es wirklich genial? Wenn wir ehrlich sind, sind das die wenigsten Dinge in unserem Alltag! Wenn uns jemand von bestimmten Dingen abhalten will, dann nutzt dieser Mensch unbewusst auch ganz starke, negativ konnotierte Wörter, z.B. „katastrophale Idee“, „ein Vorschlag unter aller Sau„, „eine Präsentation, die höllisch schlecht war“. Natürlich erzeugen diese Worte negative Emotionen.
Und diese starke Wertung beeinflusst dann unsere Wertung der Situation und auch unsere Bewertung der Situation. Das heißt also, wo wir eigentlich wertfrei und rational entscheiden sollten, werden wir durch emotionalisierte Wörter der Gegenseite in eine Richtung gelenkt.
Schaue also im Alltag bewusst auch auf die Fakten und nicht nur die wertenden Adjektive, mit denen jemand versucht, Dir einen Vorschlag zu unterbreiten und Dich um den Finger zu wickeln!
Ein Begriff sagt mehr als 1000 Worte
So gibt es heute allerlei englische Bezeichnungen für altbekannte Berufe. Der Hausmeister ist natürlich auch ein Manager, und zwar ein City Manager. Support, Account, usw. – alles, damit man selbst ein wenig wichtiger klingt. Insofern manipulieren wir uns mit diesen Begriffen auch selbst, indem wir etwas professioneller erscheinen wollen, als wir sind, und deswegen diese Euphemismen nutzen.
Es gibt auch einen schönen Begriff für Bilanzfälschung, das würde man dann „Kreative Buchführung“ nennen. Klassischer Euphemismus, der positiv ausdrückt, was eigentlich negativ ist.
Deswegen nenne ich das ganze Feld „Dunkle Rhetorik„, und man sollte die Tricks kennen, denn wenn man sie kennt, fällt man zumindest mit weniger Wahrscheinlichkeit auf sie herein. Versuche die Sachebene zu fokussieren und Dich nicht zu schnell von starken Worten beeindrucken zu lassen.
Viel Erfolg!
Autor: Wladislaw Jachtchenko